
Brisbane nach Cairns – die letzten 2.000 km – Etappe 1 🇦🇺


Wir verlassen Byron Bay mit dem Ziel Brisbane, welches wir nach einem halben Tag Fahrt erreichen. Den Bundesstaat New South Wales lassen wir hinter uns und überqueren die Staatsgrenze nach Queensland. Brisbane mit seinen knapp 2 Million Einwohnern ist die Hauptstadt Queenslands und eine pulsierende Metropole. In der Rangliste der Städte mit der höchsten Lebensqualität belegt “Brissi“ Platz 35.
Wir beschließen die Stadt zu erkunden, stellen jedoch nach 90 Minuten in Downtown zirkelnd fest, dass es keinerlei Parkplätze für einen Camper gibt. Der frühe Abend bricht an und wir haben noch keinen Stellplatz für die Nacht ausfindig gemacht. Wir beschließen zwanzig Minuten außerhalb der Stadt einen abgelegenen Parkplatz in einem Park anzusteuern und landen in Nudgee Beach. Ein kleiner Vorort mit einem wunderschönen Park direkt am Meer wird unser zuhause für die kommenden zwei Nächte.
In Nudgee Beach angekommen, finden wir einen großartigen Parkplatz in Mitten einer Parkanlage. Trinkwasser, sanitäre Anlagen und zwei Spielplätze sind vor Ort. Ebenso gibt es überdachte Grillstellen – perfekt! Wir lassen den Abend am Barbecue ausklingen und beschließen am nächsten Tag mit dem öffentlichen Bus nach Downtown zu fahren. Wir stehen nur wenige Meter von der Brandung entfernt. Die Wellen, welche gegen die Brandungsmauer brechen, wiegen uns in den Schlaf. Die warme Brise, welche angenehm durch die geöffneten Fenster des Campers zieht, vermittelt das Gefühl von Freiheit. Es riecht nach Meer. Queensland ist merklich wärmer, als es noch im Süden war. Wir bewegen uns immer mehr in Richtung tropischer Gefilde. Die Nordküste Australiens ist mit tropischem Regenwald bewachsen. Das Klima ist heiß und feucht.
Am nächsten Morgen nehmen wir einen frühen Bus nach Brisbane. Wir haben uns vorgenommen den Stadtteil Southbanks zu erkunden und unser Geschenk “Fritzenburger“ einzulösen. Southbanks ist ein pulsierendes, hippes Stadtviertel mit Restaurants, Geschäften und einer groß angelegten Parkanlage, welche ein Erlebnisbad (kostenfrei) beheimatet. Wir genießen das kühle Nass mit den Kids und schlendern durch den Stadtteil Richtung Fritzenburger. Dort angekommen bestellen wir Burger vom feinsten mit einem kühlen, selbstgebrautem Craft Beer. Wir lassen den Tag mit einen Nickerchen auf einer Grünfläche im Schatten ausklingen und nehmen den letzen Bus nach Nudgee. Kurz nach dem Besteigen des Busses fallen unseren zwei Kleinen die Augen zu. Wir sind die letzten Fahrgäste. Unser Ziel heißt Endstation. Unser Bus streift durch die hellbeleuchteten Straßen der Großstadt hinaus in die beschaulichen Vororte, bis wir letztlich am einsamen Parkplatz mitten am Meer ankommen. Der Busfahrer ist so nett und fährt uns bis vor die “Haustüre“ unseres Campers auf dem abgelegenen Parkplatz. Wir sind die letzten Fahrgäste. Endstation.
Am nächsten Morgen stelle ich mir früh den Wecker, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Ich schleiche mich still aus dem Camper und finde mich umringt von 20 Rennradfahrern wieder, die still am Ufer harren und mit dem Sonnenaufgang ihren Tag beginnen. Australien lebt draussen. Wie so viele Male zuvor können wir die Menschen beobachten, wie sie früh am Morgen mit der Magie dieses unglaublichen Kontinents ihren Tag beginnen. Der gemeinsame Sport in frühen Morgenstunden wird überall zelebriert. Man trifft sich am Meer, um den Sonnenaufgang zu bestaunen. Oftmals sitzen Mitarbeiter auf dem Weg zur Arbeit mit ihren Coffee to Go Bechern in Ihren Autos, bevor es final ins Büro geht. Es ist 05.30 Uhr. Die Ebbe hat das Meer weit hinaus gezogen. In der Ferne ziehen Reiter durch das gleissende Sonnenlicht und durchpreschen die beginnende Flut mit Ihren Tieren im Galopp.
Erst spät bemerke ich unsere kleinste Maus, wie sie wortlos und mit müden Augen in der geöffneten Campertüre steht. Der Wind weht fröstelnd durch ihr zerzaustes Haar. Ihr Blick ruht still auf dem sich orange-rot färbenden Meer. Ich beobachte sie eine Weile. Sie ist ganz im Moment. Still. Friedlich. Sie steht einfach nur da und beobachtet diese unglaubliche Naturschauspiel, welches für die Einheimischen alltäglich zu sein scheint. Ich gehe zu ihr und schließe sie fest in meine wärmenden Arme. Gemeinsam beobachten wir den Sonnenaufgang. Still. Liebevoll. Verbunden.
Unser Weg führt uns weiter nach Noosa. Ein kleines beschauliches und sehr gepflegtes Touristenörtchen, welches sich an die steile Küste des Pazifiks schmiegt. Wir unternehmen eine Wanderung im Noosa National Park und treffen die erste deutsche Familie mit Kindern nach über drei Monaten. An einem abgelegenen Strand am Ende einer Landzunge finden wir ein nettes Plätzchen um den Tag ausklingen zu lassen. Wir möchten auf einem Waldparkplatz in Strandnähe übernachten und werden dort von einem jungen, deutschen Aussteiger angesprochen, der uns vor den nächtlichen Besuchen der Stadtverwaltung warnt. Er empfiehlt uns wenige km entfernt im Örtchen Tewentin unseren Stellplatz zu beziehen. Dort würde die Polizei geflissen über parkierende Camper hinwegsehen.
Am nächsten Morgen fahren wir früh zurück an den gestrigen Strand, um einen der wenigen Parkplätze dort ergattern zu können – mit Erfolg! Ein kleiner Kaffeewagen hat sich ebenfalls seinen Standort gesucht und wir geniessen ein Sandwich mit frisch gebrühtem Kaffee. Den Mittag verbringen wir am Wasser. Am späten Nachmittag laufen wir in die Hauptstrasse von Noosa Heads. Hier brodelt das Leben in schicken Restaurants und Geschäften. Wir lassen die Seele etwas baumeln. Abends beziehen wir einen Parkplatz am Hafen von Tewentin.
Unser nächster Stop soll Fraser Island sein. Die grösste Sandinsel der Welt liegt am nördlichen Teil der Ostküste Australiens. Der Weg führt uns nach Hervey Bay, welcher Ausgangspunkt für die Touren nach Fraser ist. Unsere Trinkwasservorräte sowie der Strom gehen stark zur Neige, so dass wir beschließen einen der “Big4“ Campingplätze zu beziehen, um die Ressourcen wieder zu füllen. Wir erreichen den Campingplatz bei einsetzendem Starkregen. Das Unwetter tobt die nächsten 24 Stunden, so dass wir den Camper nicht verlassen können und kein W-Lan Empfang herrscht – Entschleunigung pur. Wir igeln uns ein. Auf dem Stellplatz neben uns lernen wir eine australische Familie mit drei Töchtern kennen. Emi ist froh, Spielgefährten zu finden, auch wenn diese kein Deutsch sprechen. Wir nutzen die zwei Regentage um die restliche Zeit in Australien etwas zu planen und zu recherchieren, wo unsere Reise anschließend weitergehen könnte.
Als nach zwei Tagen der Regen aufhört, erkunden wir mit dem Camper die Küstenregion. Ein malerisches Städtchen nach dem anderen führt uns in den Ort Urangan. Wir flanieren ein wenig in der Stadt und laufen auf den 800 Meter langen Pier hinaus auf das Meer. Am nächsten Tag beginnt früh unsere Tour nach Fraser Island. Wir finden einen schönen, abgelegenen Stellplatz direkt am Meer in Point Vernon. Auf dem Weg dorthin färbt der Sonnenuntergang den Himmel in den schönsten Rottönen. Wie schon in Sydney können wir beobachten wie Flughunde zu Tausenden in der Dämmerung ihre Schlafplätze verlassen und auf Futtersuche gehen. Der rote Abendhimmel färbt sich schwarz von der Anzahl der Tiere.
Die Tagestour nach Fraser Island wird eines unserer Highlights in Australien sein. Mehr darüber erfährt man in unserem separaten Blogeintrag dazu.
Am Vormittag nach unserer Fraser Island Tour brechen wir auf. Unser Ziel heißt 1770. Der Ort wurde im April 1770 von James Cook entdeckt und hat sein Entdeckungsjahr als Namen behalten. Ganze 69 Einwohner beheimaten das Dörfchen.
Nur wenige Kilometer vor 1770 durchfährt man das Örtchen Agnes Water mit 2.200 Einwohnern. Ein Unikat auf unserer Reise. Der Ort besteht aus einem kleinen Wohngebiet, einer Tankstelle und einem Dorfplatz, welcher von wenigen Geschäften umringt ist. Ein Metzger, ein Souvenirshop, ein Fischladen, eine kleine Eisdiele, ein Supermarkt. Kein Laden grösser als 100 qm. Die Zeit ist hier in den 90er Jahren regelrecht stehen geblieben. Schaufenster präsentieren jahrzehnte alte, vergilbte Plakate. Das Highlight des Örtchens stellt die Videothek dar. In der hinteren Ecke des Souvenirladens findet man wohlsortiert nach Genres vier Regale mit VHS Kassetten und sogar ein Regal mit DVD’s. Preisschilder, Werbeanzeigen, Sortimente in den Läden. Eine Reise zurück in der Zeit. Unglaublich. Wir geniessen ein Mittagessen im hiesigen Fischrestaurant und fahren weiter nach 1770. Dort befindet sich hoch oben auf den Steilklippen ein Lookout Point, welchen wir für das Abendessen beziehen möchten. Wir beobachten einen sagenhaften Sonnenuntergang und entschliessen uns – trotz Nature Reserve – die Nacht hier zu verbringen. Im Laufe des späten Abends treffen noch zwei weitere Camper ein. Am nächsten Morgen stehen Emi und ich früh morgens auf, um an der Steilküste dem tosenden Meer beim Sonnenaufgang guten Morgen zu sagen. Die Landschaft ist einmalig rau und wild. Zurück am Camper kochen wir uns einen Kaffee und unternehmen eine kleinere Wanderung. Als wir von dieser zurückkehren sind die anderen Camper verschwunden. Wie sich herausstellt, haben wir die allmorgendliche Rangercontrolle verpasst und wurden nicht des Platzes verwiesen. Freedom Camping im Nature Reserve ist also in der Tat nicht anzuraten.
Wir fahren zurück nach Agnes Water und unternehmen eine Wanderung durch einen „Paperback Trees Forest“, einer für die Küstenregion typischen Baumart, welche in dichten Regenwäldern vorkommt. Wir bewegen uns durch unwegsame Sumpflandvegetation. Die Bäume sind mit Moos überwuchert. Dicke Lianen hängen von den Ästen. Links und rechts des Pfades schwappt sumpfiges Moorland.
Den Vormittag beenden wir mit einem Spaziergang am Strand. Das Baden ist hier – wie fast überall in Queensland – nicht zu empfehlen. Es ist Quallensaison und Salzwasserkrokodile tummeln sich in Ufernähe. Der Magen knurrt und wir brechen auf zum einzigen Cafe des Städtchens. Im Garten eines Eco-Kaffees genießen wir Burger und äußerst gesunde Säfte und schließen Bekanntschaft mit einem Schweizer Rentner, der sein Leben lang als Koch auf der Welt unterwegs gewesen ist und beschloss, mit einem als Camper umgebauten Reisebus seinen Lebensabend in Australien zu verbringen. Wir setzen unsere Fahrt nach Rockhampton fort, wo wir spät am Abend an einem Stadtpark unser Nachtlager beziehen.
Unweit des Stadtparks liegt das örtliche Schwimmbad. Wir nutzen den Umstand, um für wenige Dollars Eintrittsgeld nicht nur mit den Kids schwimmen gehen zu können, sondern auch endlich mal wieder in den Genuss einer warmen Dusche zu kommen. Während unserer Zeit in Australien haben wir die meiste Zeit die sanitären Anlagen öffentlicher Parks genutzt. Diese sind i.d.R. nicht mit warmen Wasser ausgestattet. Wir genießen die Dusche des Schwimmbads lang und ausgiebig.
Wir lassen Rockhampton hinter uns und fahren weiter nach Mackay. Der Weg ist länger als gedacht. Distanzen sind in Down Under für Europäer anfänglich schwer zu begreifen. Und so geschieht es nicht selten, dass der vermeintliche zwei Stunden Trip einen Tag lang andauert. Die Tanknadel neigt sich dem Ende zu. Wir erreichen die einzige Tankstelle in Reichweite und müssen feststellen, dass diese bereits geschlossen hat.
Auf der Karte entdecken wir einen kleinen Ort, auf dem zwar keine Tankstelle verzeichnet ist, wir zumindest hoffen, diesen noch zu erreichen. Mitten im australischen Hinterland mit zwei Kindern und einem leeren Tank stehen zu bleiben gehört zu den Highlights, auf welches wir gerne verzichten würden. Mit dem dem letzten Tropfen Benzin und der Nadel im tiefrotem Bereich erreichen wir Carmila und finden in der Tat eine kleine Tankstelle, welche geöffnet hat. Ein tonnenschwerer Stein fällt uns vom Herzen. Unweit des Dorfes mit 333 Einwohnern zeigt uns das Handy einen Campingplatz direkt am Meer an, der zwar nur für Allradfahrzeuge zugelassen ist, dessen vorderer Teil jedoch mit normalen Fahrzeugen noch befahrbar zu sein scheint.
Wir erreichen nach zehn Minuten Fahrt den Campingplatz inmitten des australischen Dickichts. Das Hinweisschild auf Krokodile empfängt uns am Eingang des Geländes. Handyempfang gibt es keinen. Außer uns stehen nur eine Handvoll andere Camper vor Ort. Wir beziehen unseren Stellplatz. Durch eine dichte Baumreihe wird der Platz vom menschenleeren Strand getrennt. Wir befinden uns mitten in der Wildnis. Der Sonnenuntergang setzt ein. Der Sand des Strandes ist hier nicht mehr weiß, sondern rot. Das Meer wurde von der Ebbe kilometerweit hinausgezogen. Einzelne Priele und Salzbecken durchziehen den roten Sand. Die Szene erinnert an die ersten Marsbilder. Wir erreichen unseren ursprünglichen Zielort Mackay am nächsten Morgen.
Wir streifen Mackay nur kurz und übernachten an einem Parkplatz in Strandnähe. Unser nächstes Ziel heisst Cape Hillsborough im gleichnamigen Nationalpark. Dort werden wir drei Tage verbringen und hoffen darauf wilde Känguruhs früh morgens am Strand beim Fressen beobachten zu können. Ein abgelegener Campingplatz mit nur zwölf Stellplätzen, auf dem ausschließlich self-contained Fahrzeuge erlaubt sind. Trinkwasser und Lebensmittel müssen selbst mitgeführt werden. Sanitäre Einrichtungen gibt es nicht. Wir sind gespannt….


Ein Kommentar
Stefanie
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