Thailand

Ko Lanta – 4 Tage 🇹🇭

Nach vier sehr entspannten Tagen geht unsere Reise weiter nach Koh Lanta. Schweren Herzens verabschieden wir uns von Phi Phi und besteigen das Speed Boat, welches uns knapp eine Stunde Richtung Osten bringt.

Ko Lanta ist die südlichste Insel der Provinz Krabi. Die etwa 20.000 Einwohner zählende Insel weist mit 80% Muslime mit die höchste Konzentration dieser Gruppe im Land auf. Für den klassischen Thailand-Urlauber bzw. das klassische Bild Thailands sind diese muslimisch geprägten Regionen eher bizarr. Zwar sind 85% der Bevölkerung des Landes Buddhisten, doch trifft man oft im ganzen Land verteilt hohe Konzentrationen an Muslime an, welche besonders in den Städten eigene Gemeinden gebildet haben. Das Leben in diesen Regionen ist geprägt durch die Lehre des Korans. Man sucht eher vergeblich die klassischen Tempel, sondern trifft auf Moscheen. Das Verhalten, besonders von Frauen in der Öffentlichkeit, wird sensibler betrachtet. Der Genuss von Alkohol ist anders als im restlichen Land geregelt. Frauen laufen verschleiert. Der Muezzin ertönt fünf Mal am Tag, das erste Mal mit Sonnenaufgang – eine keinesfalls unangenehme Art, geweckt zu werden.

Unser Boot landet am einzigen Pier der Insel in Ben Saladan an. Dort treffen wir sie seit langem wieder. Marcus‘ besten Freunde, die Taxifahrer. Wie die Heuschrecken fallen sie über die das Boot verlassenden Personen her. Bis dato hatten wir uns via der „Grab-App“ mobil gehalten. Mittels dieser kann in Asien zu festen Preisen ein Taxi bestellt werden. Die Bezahlung läuft über die App selbst. Man weiß, was man bekommt und zu welchem Preis. Eine Wohltat für die Nerven und den Geldbeutel. Auf den Inseln ist das Grab-Netz jedoch oft noch nicht verfügbar. Hier ist man gezwungen, auf den klassischen thailändischen Taxi-Bazar zurück zu greifen. Der Spaß beginnt…

Hafen in Ben Saladan

Für die 20 Minuten Fahrt möchte der Fahrer 300 Baht pro Person haben (ca. € 7,50). Da uns dies zuviel ist, lehnen wir ab. Plötzlich verweist der Fahrer auf eine offizielle Preistafel, auf welcher der Preis bei nur noch 200 Baht liegt. Wir willigen ein, verlangen aber Marie umsonst mitzunehmen. Lügen muss gestraft werden. Mürrisch stimmt er zu, da noch weitere Fahrer verfügbar wären. Hilfsbereitschaft beim Aufladen der Rucksäcke auf seinen Pick-Up Truck dürfen wir nicht mehr erwarten… Bei Ankunft im Hotel ist es ihm natürlich nicht möglich, uns Wechselgeld auf die 1.000 Baht zu geben. Da wir die Spielchen mittlerweile kennen, geht Marcus los, um an der Rezeption den Schein zu wechseln. Wir lassen den Fahrer ein wenig auf sein Geld warten, eilig haben WIR es ja nicht…

Die kleine Hotelanlage befindet sich unmittelbar am Strand. Kleine Hütten reihen sich zwischen dichter Vegetation aneinander. Auf den ersten Blick sieht die Anlage nett aus, wenn auch bei genauem Hinsehen etwas ungepflegt.

Die Kinder haben Hunger und da wir uns vor Ort noch nicht auskennen, greifen wir auf die Hotelküche zurück (was wir in Asien eher nur selten tun, da das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu den Strassenküchen um einiges schlechter ist). Das Essen ist leider eine Enttäuschung und bis dato die schlechteste Erfahrung unserer Reise. Es ist weder frisch noch schmackhaft. Jeder, der uns kennt, weiß, welchen Stellenwert Essen für uns hat. Leichte Enttäuschung macht sich breit.

Wir beziehen unser Zimmer. Grundsätzlich legen wir während unserer Reise nicht wert auf viel Komfort. Es muss praktikabel, sauber und zu einem guten Preis zu haben sein. Wie das gesamte Resort, wirkt leider auch das Zimmer selbst durch die vergangenen drei Corona-Jahre mitgenommen und nicht in bestem Zustand. Das Badezimmer hat schon sichtlich bessere Zeiten erlebt, in dem Kühlschrank möchten wir ausser verschlossene Getränkeflaschen lieber nichts deponieren, die Bettlaken (in Asien so gut wie nie fleckenfrei) laden nicht unbedingt ein. Neben all den Vorteilen, welche Corona für uns auf unserer Reise bisher gebracht hat, ein deutlicher Nachteil, den wir immer wieder antreffen. Infrastrukturen sind oft nicht (mehr) verfügbar und wenn doch, dann in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand. Jede Medaille hat seine zwei Seiten.

Nach dem Bezug des Zimmers möchten wir an den Strand gehen – zumindest dieser sah bei Ankunft am Vormittag vielversprechend aus.

Was bei Flut sehr paradiesisch wirkte erscheint nun bei einsetzender Ebbe leider in anderem Licht. Direkt hinter der Brandungslinie finden wir keinen Sandstrand mehr, sondern einen schlecht bis gar nicht begehbaren Felsstrand vor.

Jetzt ist definitiv Zeit für ein kühles Chang-Bier oder auch zwei…

Verwöhnt von Koh Phi Phi hat uns Ernüchterung mit einem Schlag getroffen. Die Laune befindet sich im Keller, zum Glück haben wir nur vier Tage gebucht. Müde beziehen wir unsere Betten.

Koh Lanta wird oft als eine „der“ Inseln in Süd-Thailand tituliert. Noch vor wenigen Jahren ein Refugium für Hippi-Aussteiger, ist der moderne Tourismus nun langsam auch hier angekommen. Der Raggea Lifestyle hat sich jedoch gehalten und bestimmt den Herzschlag dieser Insel.

Bekannt für seine traumhaften Sonnenuntergänge und endlosen, palmengesäumten Sandstrände hatte sich in unseren Köpfen ein Bild geformt. Die Frage war nur, wo dieses Negativ zu unserem Bild zu finden sei…

Am nächsten Morgen beschließen wir, unser Hotel als reine Übernachtungsmöglichkeit anzusehen und die restlichen Tage außerhalb der Anlage zu gestalten. Wir wollen die Gegend erkunden und machen uns zu Fuß auf. Unweit des Hotels verläuft die einzige Straße des Ortes, an welcher wir uns ein wenig Leben erhoffen. Was wir jedoch vorfinden, ist ein Trauerspiel der Corona-Pandemie. Verlassene Läden, Touranbieter, Bars, Rollervermietungen und Restaurants säumen die Straße. Zugeklebte Fensterscheiben, zerfallene Gebäude, verblichene Werbetafeln. Was für ein belebter Ort muss dies noch vor drei Jahren gewesen sein. Das Leben kam abrupt zum Stillstand. Besonders die touristisch beliebten Küstenregionen und Inseln wurden schwer von der Krise getroffen.

Es ist schwer einen Ort zu finden an dem es Frühstück gibt, stolpern jedoch über ein kleines „Cafe“, in dem wir als einzige Gäste Platz nehmen. Der Besitzer des Ladens ist sichtlich erfreut, Gäste empfangen zu dürfen. Und da haben wir unser erstes, positives „Aha-Erlebnis“. Aus einem Schrank kramt der ältere Mann eine Kaffeemühle und ein sorgsam verschlossenes Päckchen Bohnenkaffee hervor, welches er beginnt zu mahlen – es gibt frischen Kaffee! (In Asien nicht selbstverständlich, da Instantkaffee eine weit verbreitete Unsitte ist.) Während er in seiner Küche werkelt, verlässt er immer wieder seinen Laden, um die Zutaten für unser Frühstück frisch einzukaufen. Satt und glücklich gehen wir wieder Richtung Hotel.

Da wir die Hotelküche nach Möglichkeit nicht mehr nutzen möchten, versuchen wir unser Glück für das Abendessen ein zweites Mal an der Hauptstraße. Wir wählen diesmal den Hinweg über den parallel zur Straße verlaufenden Strand. Nach wenigen hundert Metern stoßen wir auf noch geschlossene Bars, gebaut aus Treibholz und Palmblättern, welche sich zwischen Palmen in den Sand geschmiegt haben. Bunte Farben, verspielte Dekoration aus allerlei, was das Meer so anspült, leicht im wind sich wiegende Hängematten… Und auf einmal beginnt Koh Lanta langsam ein Gesicht zu bekommen.

Zurück an der Hauptstraße sehen wir in hundert Metern Entfernung ein offenes Holzgebäude, welches in Betrieb zu sein scheint. Ein Mann in Barfuß ist dabei, ein Feuer in einem quer halbierten Ölfass an der Strasse zu entzünden. Darüber liegt ein verrostetes Grillrost, neben Ihm stehen zwei Kühlboxen… Das „Banana Way“ kann sich nicht so recht entscheiden, was es sein möchte. Ein Restaurant, eine Hippi-Bar, eine Veranstaltungsfläche für Live-Musik. Wir beschließen es selbst herauszufinden und nehmen Platz. Mit einem herzlichen Lächeln werden wir begrüßt. Die kleine, einfache Speisekarte ist überschaubar. Da der Grill noch eine halbe Stunde Vorbereitung benötigt und der Hunger groß ist, bestellen wir von der Karte. Wir sind die einzigen Gäste. Während die Köchin des Hauses in der für Thailand klassischen, offenen Küche zu Gange ist, kommt ein junger Thai mit seiner Gitarre in der Hand hinein. Die Zigarette im Mundwinkel setzt er sich auf eine kleine, improvisierte Bühne und beginnt vor sich hin zu üben. Leise Accoustic Vibes füllen die warme Abendluft. Das Essen kommt an den Tisch. Und nach dem ersten Bissen hat uns Koh Lanta lange genug hingehalten. Eine Explosion von Aromen im Mund, gepaart mit Accoustik-Gitarrenklängen und dem Geruch von entzündeter Holzkohle. Wir sind da… Das Essen ist so einfach wie gut. Als „Nachtisch“ bestellt Marcus etwas vom Grill. Schweinefleisch ist in den vergangenen zwei Jahren sehr teuer in Thailand geworden und liegt preislich sogar über dem Niveau in Deutschland. Die Verfügbarkeit ist tagesabhängig. Heute liegen Ribs auf dem Grill, in thailändischer Marinade eingelegt und mit diversen Dips serviert. Jeder Bissen ist eine fleischgewordene Offenbarung.

Wir wollen zahlen, doch – eher unüblich für Thailand – sind Kartenzahlungen nicht möglich. Wir führen nicht genug Bargeld mit uns. Unangenehm. Wir fragen nach dem nächsten ATM (Geldautomaten). Die Antwort: “Come back anytime to pay.“

Müde fallen wir in die Betten. Wir beginnen uns langsam wohl zu fühlen…

Den nächsten Tag verbringen wir am Pool. Gegen Nachmittag wollen wir den Strand erkunden und den oft erwähnten Sonnenuntergang beobachten. Wir gehen wenige Kilometer, im Gepäck zwei kühle Chang Bier. Wir erreichen einen Strandabschnitt, an dem das abendliche Leben gerade beginnt. Aus einer der Treibholzbars ertönt leise Live-Reaggea Musik. An der Bar steht ein Thai mit Dreadlocks und mixt barfüssig Cocktails. Wir beschliessen dem Bier Begleiter zu geben und finden uns im Sand mit zwei Cocktails in der Hand wieder. Die Kids bauen aus Treibgut und Korallen eine Burg, die Sonne färbt langsam den leicht wolkenbehangenen Himmel in unglaublichen Farben, das Geräusch von sich bewegenden Palmen im Wind, wenige Menschen verteilt am Strand tun es uns gleich – und da ist es. Das Negativ, welches wir zu unserem Bild gesucht haben. Die Dinge, welche uns in den ersten zwei Tagen gestört haben, werden auf ein mal nichtig. Der Herzschlag der Hippi-Insel hat unseren eigenen Rhythmus übertönt, uns mitgenommen und trägt uns auf seiner eigenen Welle fort. Wir sitzen noch bis spät in den Abend an dieser Stelle. Koh Lantas Herzschlag begleitet uns bis zum Tag der Abreise.

Koh Lanta wird mit Sicherheit kein Highlight unserer Reise werden. Im Nachhinein glauben wir, dass wir uns einfach für den falschen Ort auf der Insel entschieden haben. Etwas Wichtiges hat uns Koh Lanta jedoch gelehrt:

“Gib jeder neuen Situation seine Chance“

Nach vier Tagen besteigen wir den Überlandbus Richtung Krabi-Town – ein kleines Abenteuer für sich. Mehr davon im nächsten Beitrag.

4 Kommentare

  • Huwer Paul

    Hallo ihr Globetrotter,

    das sind ja wieder spannende Erlebnisse die ihr uns hier geschildert habt. Grosse Bewunderung wie ihr die sich immer wieder auftuenden Schwierigkeiten geschickt meistert.
    Das bleiben Erlebnisse fürs Leben. Leider wird die pure Freude an diesen Erlebnissen dadurch getrübt, dass im Osten ein brutaler Krieg begonnen hat. Wir wollen nur hoffen, dass die Ereignisse in der Ukraine nicht so aus dem Ruder laufen, dass auch unser Land wieder in das Kriegsgeschehen mit eingebunden wird. Ich stehe der Sache sehr skeptisch gegenüber, weil ich das in den Krieg hineinrutschen, in meiner Jugend schon einmal erleben musste.

    Mit sehr viel Interesse habe ich eure wunderbaren Bilder auf mich wirken lassen. Tolle Aufnahmen. Man kann förmlich fühlen, welche Gefühle diese Eindrücke bei euch wecken.

    Weiterhin viel Spass und einen besonderen Gruss an die beiden Kids
    Liebe Grüsse
    Gisela und Paul

  • Marcus Kniebetsch

    Lieber Paul, liebe Gisela,

    auch wir verfolgen aus der Ferne mit Sorge das Geschehen in der Ukraine. Ich denke, für eine Generation wie eure ist dies eine Reise in eine bittere Vergangenheit der frühen Kindheit. Hoffen wir das Beste..

    Die Kinder haben sich sehr über eure Grüße gefreut. Passt gut auf euch auf.

    Lg

  • Eva S

    Huhu,

    so schlimm die momentane Situation durch den Krieg in der Ukraine ist, umso mehr flüchtet man sich hier auf eure Seite. Es muss auch positives zu lesen und zu sehen geben!
    Wie immer liest sich das geschriebene wie in einem Bestseller Roman – großes Lob hier an dieser Stelle für die unglaublich tolle, erfrischende Schreibweise – hut ab!
    Ich freue mich auf neue Stories und wünsche euch Weltenbummlern weiterhin eine reibungslose und gesunde Weiterreise.
    Gruß Eva

    • Marcus Kniebetsch

      Lieben Dank für dein Lob, Evchen. Das Thema „Ukraine“ ist hier in der Tat nicht präsent. Umso mehr verfolgen wir aktiv und mit Besorgnis das Geschehen, was uns mehr als ein Mal fassungslos gemacht hat. Schön, dass unsere Reiseberichte es ermöglichen, kurzweilig in eine andere Welt abzutauchen. Wir hoffen das Beste für die Ukraine und Europa 🇺🇦

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