Thailand

Road-Trip Etappe I – Chiang Rai 🇹🇭

Nach einer knappen Woche brechen wir aus Chiang Mai auf. Mit einem Mietwagen wagen wir uns in den thailändischen Linksverkehr und machen uns auf den Weg in die Provinzen Chiang Rai und Nan.

Chiang Rai ist die nördlichste Provinz Thailands. An der Nordgrenze stößt sie, getrennt durch das Daen Lao Bergmassiv, an die Grenze Myanmars, im Osten getrennt durch den Mekong an Laos. Im nordöstlichsten Zipfel der Provinz liegt das berüchtigte “goldene Dreieck“, welches seit Jahrhunderten das Zentrum des Opiumhandels in ganz Südostasien ist und heute eine der touristischen Attraktionen der Region darstellt.

Wenige Monate vor Beginn unserer Reise wurde die Regierung Myanmars durch einen Militärputsch abgesetzt und für die Dauer von einem Jahr das Kriegsrecht verhängt. Das Land ist vollständig isoliert. Einreisen aller Art sind nicht gestattet. Laos hat seine Grenzen auf Grund der Pandemie noch immer geschlossen bzw. mit sehr harten Einreisebedingungen belegt.

Unsere erste Etappe führt uns nach Norden in das Hochgebirge zur Grenze Myanmars. Wir verlassen die Bundesstraße und folgen einer alten Passstraße, welche uns direkt ins Niemansland führt. Schon nach kurzer Zeit tauchen wir in eine andere Welt ein. Das Hinterland Chiang Rais wird von einer Vielzahl von Bergvölkern bewohnt, welche teils ihre eigenen Sprachen bewahren konnten. Unter ihnen befinden sich Minoritäten wie die Khon Muangs, Tai Yais, Akhas und Hmongs um nur einige zu nennen. Englisch wird seltenst gesprochen oder geschrieben. Die Menschen leben hier oft in Selbstversorger-Kommunen in starker Isolation. Die einzelnen Bergvölker zeichnen sich durch besondere, handwerkliche Fähigkeiten aus, welche sie über Jahrhunderte zu ihrem Markenzeichen haben werden lassen. Das Leben in der Region ist von harter Arbeit geprägt. Man lebt in einfachsten Verhältnissen in der Abgeschiedenheit des Hochlandes.

Die politisch angespannte Situation in der Grenzregion ist deutlich spürbar. In regelmäßigen Abständen passieren wir abgelegene Militärposten, an denen wir von schwer bewaffneten Soldaten mit Sturmgewehren im Anschlag gestoppt werden. Während man uns filmt, wird das Fahrzeug inspiziert. Die Situation ist stets sehr nervös. Touristen bewegen sich in dieser Region kaum. Wir fallen auf. Die Anwesenheit der Kinder beschert uns jedoch regelmäßig eine problemlose Weiterfahrt.

Nach einigen Stunden erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang ein Hochplateau mit Sichtweite über die Grenze von Myanmar hinaus. Es ist nur schwer begreifbar, dass sich in unmittelbarer Nähe von uns eine humanitäre Katastrophe abspielt, in der Menschen einem Militärregime unterworfen sind und jegliche Menschenrechte abgesprochen bekommen haben.

Wir erreichen in der Dunkelheit das Dorf Fang und beziehen unser kleines Hotel. Wie so oft in den nächsten Tagen müssen wir als Fotomodel für die Facebook-Unternehmensseite herhalten. Ausländische Touristen sind Seltenheit. Mit mittlerweile geübtem Lächeln setzen wir uns in Pose.

Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Chiang Rai Stadt. Unser Weg führt uns einen halben Tag durch das kurvige Hochland. Wir durchqueren abgelegenste Dörfer und Siedlungen, erstaunte Blicke der Bewohner folgen unserem Auto. Strom ist häufig nur über Generatoren zu beziehen, fließend Wasser befindet sich im Dorfbach, welcher als Badezimmer, Waschmaschine und Trinkwasserversorgung zugleich dient. Unser Fahrzeug hat mit den unwegsamen Straßen sichtlich zu kämpfen – nicht zuletzt wegen den total abgefahrenen Reifen wie sich später heraus stellt. Nach einem Zwischenstop im Tempel Wat Taton und dem kleinen Örtchen Nok erreichen wir am späten Nachmittag Chiang Rai und verbringen dort 3 Tage.

Tagestouren Chiang Rai:

Der weisse Tempel – Wat Ron Khun

Der weiße Tempel ist kein buddhistischer Tempel der klassichen Art, sondern ein Kunstwerk der Neuzeit, welches einem buddhistischem Tempel nachempfunden ist. Der thailändische Künstler Chalermchai Kositpipat begann mit dem Bau 1997. Da das Bauvorhaben ausschließlich aus Spendengeldern finanziert wird, wird das Ende der Bauzeit des Tempels auf das Jahre 2070 geschätzt. Um Unabhängig von Groß-Investoren zu bleiben, wird jede Einzelspende auf 250,- Euro gedeckelt. 2014 wurde das Gebäude durch ein schweres Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen. Es ist dem Enthusiasmus des Künstlers und 120 freiwilligen Architekten, Bauarbeitern und Persönlichkeiten der Kunstszene zu verdanken, dass an dem Bauvorhaben weiter festgehalten wurde.

Die Tempelanlage ist gänzlich in weiß gehalten und vermittelt damit dem Besucher ein surreales Erlebnis. Die künstlerische Interpretation des Gebäudes zeigt das Leben des Menschen im Buddhismus in all seinen Phasen. Einen einzigen Farbfleck fanden wir schließlich doch in der ganzen Tempelanlage – wir haben euch ein Foto davon gemacht ;o)

Der blaue Tempel

Der blaue Tempel – ebenfalls ein Kunstwerk der Neuzeit – wurde von einem Schüler des Erschaffers des weißen Tempels entworfen und sollte seinem Meister sein Können beweisen. Die Bauarbeiten begannen 2005 und dauern noch an. Der ganz in blau gehaltene Tempel mit seinem weißen, fünf Meter hohem Buddha, ist Pilgerort für viele Buddhisten des Landes. Die Wachleute am Eingang der Tempelhalle nehmen die Gebetsversuche unserer Kinder mit einem Augenzwinkern hin… Da wir offensichtlich nicht zu den Buddhisten gehören, werden auch wir bald zur Attraktion. Eine thailändische Großfamilie “bittet“ zum Fotoshooting.

Das goldene Dreieck

Das goldene Dreieck beschreibt die Region, in der der Ruak in den Mekong mündet und die Länder Thailand, Laos und Myanmar aufeinandertreffen. Der Anbau von Schlafmohn und das daraus produzierte Heroin spielt seit Jahrhunderten eine bedeutende wirtschaftliche Rolle in der Region. Mit dem wachsenden Anteil Afghanistans am Weltmarkt für Heroin, ist die globale Bedeutung des goldenen Dreiecks gesunken. Die drei Länder versuchen unterschiedlich durch den Ausbau des Tourismus, militärischer Präsenz und der Schaffung von alternativen Einnahmequellen für die ansässigen Bergvölker den Anbau von Schlafmohn zum Aussterben zu bringen. Während dies Thailand bereits sehr gut gelungen ist und Laos dem thailändischen Beispiel folgt, wird dem isolierten Myanmar mittlerweile der Hauptanteil der Opiumproduktion zugeschrieben. Touristen finden im Örtchen Sop Ruak neben einem Aussichtspunkt auf die Mündung der zwei Flüsse und einigen kleinen Museen zur Geschichte des Opiums ein florierendes Geschäft an Souvenirverkäufern. In unseren Augen ist dieser Ort nicht zwingend einen Besuch wert.

Unser nächstes Etappenziel führt uns in die abgelegene Provinz Nan. Mehr davon im nächsten Beitrag.

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