Thailand

Krabi – 8 Tage 🇹🇭

Wie der Minivan zu seinem Namen kam

Wer preisgünstig längere Strecken in Thailand reisen möchte, greift öfter auf die sogenannten Minivans zurück. Die mit maximal 14 Personen zu besetzenden Kleinbusse bieten einen Pick-Up Service direkt vom Hotel an. Über eine festgelegte Route fährt der Van die einzelnen Hotels ab, bis er alle Passagiere eingesammelt hat. Für wenige hundert Baht lassen sich so mehrstündige Fahrten buchen – dies der Vorteil.

Der Nachteil besteht darin, dass je später man den Van boarded, umso schwieriger sich die Gepäcksituation gestaltet. Während der erste Fahrgast noch bequem sein Gepäck verstauen kann, gestaltet sich dies beim letzten Fahrgast als schier unmöglich. Da bei voller Besetzung des Fahrzeuges auch die Behelfssitze im Kofferraum genutzt werden, fällt in diesem Fall der Kofferraumplatz gänzlich weg. Und mit gänzlich meinen wir – gänzlich. Unsere Fahrt nach Krabi gestaltet sich genau so.

Wir sind die Personen 4 bis 7, die den Bus besteigen. Bereits unsere zwei 60 Liter Rucksäcke führen dazu, dass nahezu der gesamte Van ausgeladen werden muss, um unser Gepäck zu verstauen – und es fehlen noch weitere 7 Passagiere. Da Minivans oft von Touristen genutzt werden, sind grosse Gepäckstücke die Regel. Logistisch eine Meisterleistung des schwitzenden, schimpfenden, einem Leid tuendem Fahrers. Bei jedem neuen Passagier wiederholt sich das Schauspiel auf’s Neue – die Gepäckstücke werden entladen, neu sortiert, gedrückt, gestaucht, gequetscht – „Koffer-Tetris“. Die Gepäckstücke stapeln sich bis unter das Dach, in den Gängen, auf den Schössen der Fahrgäste, in den Fußräumen bis hin zu dem Armaturenbrett des Beifahrers. So verbringen wir die vier Stunden Fahrt bei 32 Grad und mäßig funktionierender Klimaanlage. Hätten wir auch nur die geringste Chance gehabt an unser Fotoequipment zu kommen, wäre dies ein Highlight-Bild der gesamten Reise gewesen. Die letzte Sitzreihe kauert mit angewinkelten Knien und den Kopf fast das Dach berührend in Embryonalstellung – € 7,- für das Ticket haben eben seinen Preis. Worst Case Szenario: eine Person hat vor Antritt der Fahrt vergessen die Toilette zu nutzen. Ein unvergleichliches Schauspiel. Und jeder, der sich fragt, warum ein 14-Personen-fassendes Fahrzeug „Mini“-Van genannt wird, weiß spätestens nach solch einer Fahrt, warum.

Wir erreichen unser Ziel „Krabi“ und checken in unser kleines Hostel ein. Eine nette Unterkunft, schick und minimalistisch eingerichtet. Wir möchten noch etwas essen gehen, bevor wir den Tag im Zimmer ausklingen lassen. Nach Reisetagen gestalten wir stets den kommenden Tag für die Kids etwas ruhiger. Wir planen vier Tage vor Ort zu sein.

Krabi ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Süden Thailands und liegt am Ufer des ebenfalls gleichnamigen Flusses. Ein beschauliches Städtchen mit 30.000 Einwohnern bietet alles, was man benötigt. Seit wenigen Jahren wird vermehrt in die touristische Infrastruktur investiert. Der neu entstandene Fährhafen und der Flughafen bauen Krabi zum Drehkreuz von Thailands Süden aus. Das Leben läuft hier gemütlich. Es gibt eine Anlegestelle für Longtailboote, eine kleine Tempelanlage in der Stadtmitte, eine klassische Walking Street am Wochenende. Krabi ist idealer Ausgangspunkt, um die bekanntesten Inseln im Süden mit dem Boot zu erreichen. Die Küste ist geprägt von faszinierenden Kalkfelsformationen, die populärste lässt sich im James Bond Teil „Der Mann mit dem goldenen Colt“ betrachten. Kletterer aus aller Welt zieht es auf Grund der Felsen nach Krabi.

Am nächsten Tag erkunden wir erholt von der Fahrt das Städtchen zu Fuß. Wir haben von einem angelegten Holzpfad gelesen, welcher in die Mangrovenwälder führt. Auf dem Weg dorthin werden wir von Mr. Doin und seinem Sohn angesprochen. Beide bestreiten ihren Lebensunterhalt als Longtailboot-Fahrer und bringen mit ihren Wassertaxen Einheimische wie auch Touristen von A nach B. Zwei herzliche Thais mit dem Herz am richtigen Fleck, welche sich im Minutentakt darüber streiten, wer von beiden das schönere Boot habe. Für wenige Baht wird eine Fahrt durch die Mangrovenwälder angeboten. Da uns die Fortbewegung mit dem Longtail grundsätzlich gefällt und wir in der Heimat begeistert von den Taubergießen-Touren sind, stimmen wir zu. Treffpunkt ist bei einsetzender Flut in drei Stunden. Die Zeit bis dahin erkunden wir den Mangroven-Pfad.

Zum vereinbarten Zeitpunkt erscheinen wir an der kleinen Anlegestelle und besteigen das Boot. Der Fluss Krabi mündet kurz hinter der Stadt in die Andamanensee. Auf Höhe des Festlandes erstrecken sich über viele Quadratkilometer dichte Mangrovenwälder im Wasser, welche mit einem labyrinthartigen Wegenetz – größtenteils nur wenige Meter breite Fahrrinnen – durchzogen sind. Wir steuern das Wahrzeichen der Stadt an, zwei steil in die Höhe ragende Kalksteinfelsen (Khao Kanab Nam), welche als Eingangsportal links und rechts den Fluss flankieren. In einem der Felsen fand man eine prähistorische Höhle mit Wandzeichnungen. Mr. Doin hält, um uns diese erkunden zu lassen.

Danach steuern wir tief in die Mangrovenwälder hinein. Eine unwirkliche, fast mystische Welt tut sich auf. Im Gespräch mit unserem Bootsführer erfahren wir, dass er hinter den Mangrovenwäldern in einem kleinen Fischerdorf lebt. Die Siedlung besteht aus mehreren Hütten, welche auf Stelzen oder schwimmend auf dem Wasser errichtet wurden. Dort wurde er geboren, wie auch schon sein Vater und Großvater. Wir bitten ihn, uns seine Heimat zu zeigen, was er mit strahlenden Augen bejaht. Auf dem Weg dorthin kreuzen wir den Weg einiger anderer Bootsfahrer. Stolz stellt uns Mr. Doin jeden einzelnen seiner „good friends“ vor.

Wir erreichen nach 20 Minuten Fahrt die Siedlung. Am Anlegeplatz befindet sich ein Meeresfrüchte-Restaurant, welches sichtlich von Touristengruppen gerne besucht wird. Einzelne Holzinseln, die durch schmale Stege miteinander verbunden sind, fassen jeweils mehrere Tische. Kellner balancieren barfüßig geschickt über die Stege, um mit ihren Tellern zu den wartenden Gästen zu gelangen. Wir folgen einem der Kellner zu unserem Tisch. Ein kleines Abenteuer, da die Stege über keinerlei Geländer verfügen und nur ca 50 cm breit sind. Zwischen dem Geflecht von Stegen sind Netze im Wasser gespannt, welche das beinhalten, was kurz nach der Bestellung frisch auf den Tellern der Gästen landet. Da wir keinen großen Hunger haben, nutzen wir die Pause um uns mit ein paar kühlen Getränken zu erfrischen.

Als wir aufbrechen möchten, bietet uns Mr. Doin an, sein Dorf hinter dem Restaurant zu besichtigen. Sichtlich ein Ort, der für Touristenaugen nicht gedacht ist. Wir stimmen zu und er zeigt uns einen schmalen Pfad entlang des Restaurants. Nach wenigen Metern befinden wir uns in einer Welt, von der man sich unaufhörlich die Frage stellt: „Wie können hier Menschen leben?“ Und vor allem: „Wie wachsen hier Kinder auf?“. Offene Stelzen-Hütten, welche aus Holz und Blech zusammengeschustert sind, reihen sich dicht an dicht, verbunden über schmale Holzstege. Es fällt schwer, das Gesehene mit Worten zu beschreiben. In welcher Einfachheit diese Menschen leben. Wie das Wort „Besitztum“ eine gänzlich andere Bedeutung erhält. Wie das Wort „Ordnung“ sich in einer Art präsentiert, die man für das europäische Auge nicht in Worte, sondern nur in Bilder ausdrücken kann. Wie Wohnraum, Küche und Schlafplatz in einem Zimmer verschmelzen. Berge von Treibgutmüll, welche sich unter den Hütten sammeln. Mensch und Nutztier teilen sich die selben Quadratmeter. Die im Flusswasser gewaschene Wäsche, welche in der dampfenden Küche zum Trocknen aufgehängt wird. Die gut situierten unterscheiden sich von den weniger gut situierten durch die Sat-Schüssel auf dem Wellblechdach. Türen sind durch Vorhänge ersetzt, Fenster durch Netze oder löchrige Planen. Die uns beobachtenden Blicke versuchen, genau wie wir selbst, uns an diesem Ort einzuordnen.

Wir verlassen mit tiefen Eindrücken die Siedlung. Dieser Ausflug hat uns das ungeschminkte Bild der hart arbeitenden Unterschicht gezeigt, welche mit einem Durchschnittslohn von 300 – 500 Baht (8 – 12 Euro) pro Tag ihr Leben bestreiten. Von Menschen, die in eine Welt hineingeboren werden und deren Ziel es ist, irgendwann stolzer Besitzer einer Sat-Schüssel auf dem Wellblechdach zu sein… Der Wert der Gemeinschaft nimmt hier einen sehr hohen Stellenwert ein. Zugehörigkeit stärkt den Einzelnen. Kaum jemand, der aus dieser Welt ausbrechen möchte. Und so wurde auch der Sohn von Mr. Doin Longtailboot-Fahrer (und ja, er hatte Recht, sein Boot war wirklich das Schönere – wir haben es seinem Vater aber nicht verraten).

Wir verabschieden uns von Mr. Doin mit anderen Augen, als wir ihn begrüßt haben. Es soll nicht das letzte Mal sein, dass wir auf ihn treffen…

Direkt am Anlegeplatz der Longtailboote gibt es einen kleinen Foodmarket, welcher täglich geöffnet ist. In der Regel sind wir hier die einzigen Touristen unter den Locals und erhalten bereits am zweiten Tag unseren Stammplatz. Krabi‘s Küche bietet neben der klassischen Thaiküche besonders viele Gerichte mit Seafood und Fisch. Frische Fruchsäfte, Smoothies und Shakes sind fester Bestandteil der Mahlzeiten. Das Preisgefüge ist “local“ und somit vergleichsweise günstig für den eher teueren Süden des Landes. Wir nutzen diese Möglichkeit fast täglich und genießen die südländische Küche Thailands in allen Facetten.

Wir besuchen die Sunday Night Walking Street, von der wir eher enttäuscht sind. Der lokale Tempel mit seiner imposanten, schlangenverzierten Treppe war hingegen einen Besuch wert.

Unser Aufenthalt in Krabi verlängert sich ungewollt auf acht Tage. Grund hierfür ist die fehlende Zugverbindung nach Bangkok. An Aktivitäten in der Region mangelt es nicht. Mehr dazu in den nächsten Beiträgen.

Unsere Einlösungen aus dem Hochzeits-Onlineshop:

Das Nationalgericht Thailand – Phat Thai

– Danke an Tina, Daniel und Vincent –

Das Nationalgericht Thailands besteht aus Reisbandnudeln, welche mit verquirltem Ei, Fischsauce, Tamarinde, Mungobohnen, Knoblauch, Limette und Chili im Wok gebraten werden. Je nach Region wird das Gericht mit typischen Einlagen angereichert – im Süden meist mit Meeresfrüchten oder Tofu.
Gut war‘s!

Fun Fact:

Auf dem Weg zur Baustelle kann man die Bauarbeiter morgens gleich alle einsammeln. Das Bild entstand übrigens auf dem Zubringer zu einer dreispurigen Autobahn.

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